Mit viel Mut - Erstmals Inder bei Kanu-Slalom-Welt-Cup am Eiskanal

Zum ersten Mal fahren bei einem Welt-Cup im Kanu-Slalom auf dem Augsburger Eiskanal auch Wasser-Sportler aus dem fernen Indien mit. Wir sprachen mit Trainer Henrik Böttge über seine Erlebnisse mit den indischen Kanuten.






Henrik Bettge, Kajak-Trainer aus Magdeburg, erklärt dem Fotografen, warum es nicht geht ein Foto mit den Indern mit Turban und einem Kanu zu machen. "Das sind alles moderne junge Inder, die hier zu den Weltcup Rennen im im Kanuslalom nach Augsburg gekommen sind", erklärt der Kanu-Trainer aus Magdeburg, "die tragen keinen Turban." Gut, hätte man sich denken können, die Bayern fahren ja auch nicht in Lederhose und Haferlschuhe im Kajak rum.















Bettge hat sich  extra den Jahresurlaub genommen um das Kanu-Team aus Indien für diesen Weltcup im Kanu-Slalom trainieren zu können. "Die haben mich als deutscher Kanu-Trainer in Indien super behandelt, total verwöhnt und auf Händen getragen", berichtet Bettge über seine Reise ins ferne Indien. "Zuerst war ich ja von meinem Auftrag nicht so begeistert, aber jetzt gefällt es mir sehr gut", kann er sich über das Training mit den jungen Inderinnen und Indern freuen. "Diese indischen Wassersportler sind wunderbare junge Leute."







Henrik Bettge, erkennbar in seinem blauen India-Pulli mit grünen, grauen und weißen Streifen, einer klaren Stimme und einem humorvoll verschmitztem Gesicht, trainiert normalerweise die Sportler in seinem Kanu Club Falke in Magdeburg. Sein Sohn Nico Bettge zählt mit vielen Meistertiteln zu den Großen im deutschen Kanu-Sport. Vater Henrik Bettge, der eine schweren Beinbruch hinter sich hat, kommt mit und ohne seinen Kanu-Sohn oft und gern an den Eiskanal. "Wenn ich in meinem Auto das Wort Augsburg ausspreche, weiß das Auto schon ganz allein, wohin es fahren muss", lacht er über seine Augsburg-Besessenheit. Mit ihm lässt es sich spannend unterhalten. Von Politik bis zu Kultur und Sport. Er findet es schade, dass Augsburg als Sportstadt keine Spezialschule für Leistungssport besitzt, im Gegensatz zu Magdeburg. Und er weiß auch, dass Otto d. Gr. aus Magdeburg gemeinsam mit dem Fürstbischof Ulrich auf dem Lechfeld bei Augsburg mit ihren Truppen die Ungarn besiegt haben. Das ist schon ein historischer Bezug zwischen den beiden Städten.








Das indische Team war noch nie in Augsburg bei einem Slalom-Weltcup-Rennen. Dieser Besuch ist also was ganz Besonderes. Wie von Bettge zu erfahren ist, ist das indische Team durchaus erfahren im Wildwasser. Aber Slalom im Eiskanal ist für sie noch ungewohnt. Das Slalom-Fahren im wilden Wasser betreiben die indischen Wassersportler erst seit wenigen Jahren. Um andere, erfahrene Kajak-Fahrer nicht unnötig beim Training auf dem Eiskanal zu behindern, hat Bettge das Training mit seinen Kanu-Schülern auf spät abends angesetzt.



Mit viel Mut stürzen sich die indischen Paddler in die Wellen und Strudel des Eiskanals. Und siehe da, wenn sie kippen, mit dem Körper nach unten ins Wasser eintauchen, sind sie ganz schnell wieder mit der Eskimorolle oben, schnappen nach Luft und paddeln weiter. "Das haben sie unzählige Male geübt", weiß Bettge, "das können die im Schlaf." Zwischendurch müssen sie mal auf Zuruf von Bettge den umgekippten Kanu-Fahrer einer anderen Nation, der zwischen Boot und Felsen eingeklemmt ist, aus dem dahin schießenden Eiskanal-Wasser holen.







Und was haben die indischen Kanu-Fahrer schon von Augsburg gesehen, außer dem Bundesleistungszentrum im Augsburger Siebentischwald und der olympischen Kanustrecke am Eiskanal? Sie werden sich die Stadt noch genauer anschauen, versprechen sie, aber die Riesenpizza in der Pizzeria an der Friedberger Straße hat sie mächtig beeindruckt. Ihre Boote konnten sie aus Indien nicht mitbringen, daher fahren sie in solchen, die sie von Kanu Schwaben und vom Augsburger Kajak-Verein geliehen bekamen.







Bettge trainiert gestenreich vom Kanal-Rand mit vollem Einsatz. Er ruft, schreit, brüllt Erklärungen, Tipps und Hinweise in Englisch zu den Kanu-Fahrern wie sie am schnellsten in den schäumenden Wellen und der spritzende Gischt mit dem Paddel durch die roten und grünen Stangen, die über dem durchrauschenden Wasser hängen, möglichst fehlerfrei kommen.







Einem indischen Kanuten verpasst er an einem Finger einen kleineren Verband, weil der erste zu groß und hinderlich fürs Paddeln ausgefallen war. Der Teamleader und der Teammanager der Indian Kayaking and Canoeing  Association, stehen auf den grasigen Rängen des Eiskanals, beobachten genau das Training und geben per Smartphone kleine Berichte über die Fortschritte ihres Kanu-Teams an die Heimat durch.

Sie können vom Feuereifer ihrer weiblichen und männlichen Sportler berichten, die sich in ihren Booten mit Heldenmut in die schnellen Wellen des Eiskanals hinein stürzen. Ein Team mit jungen Frauen und Männern, das vielleicht nicht auf Anhieb, trotz des voll engagierten Trainers, beim Kanuslalom die Medaillen holen kann, das aber sehr sympathisch und mit viel Power und noch mehr Engagement den schwierigen Eiskanal ohne zögern und zaudern runterpaddelt.







Bettge erzählt, dass die meisten Kanu-Inder aus einer Gegend in Indien kommen, wo Gebirgsflüsse durch die Schluchten rauschen. Daher sind indischen Kanu-Sportler durchaus gute Wildwasser-Paddler. Allerdings ist für sie der Kanu-Slalom, die einzige olympische und daher gut geförderte Kanu-Disziplin, noch eine etwas ungewohnte Art, durchs wilde Wasser zu steuern.







Egal, wie erfolgreich das indische Team beim Kanu-Slalom Weltcup am Augsburger Eiskanal abschneiden wird, sicherlich werden sie mit ihrem freundlichen Draufgängertum die Sieger des Herzens werden. Das kann mehr bedeuten. Damit machen sie die beste Werbung für ihr Land. Die deutschen Kanu-Experten hoffen, dass ihr Sport in Indien durch diese imponierenden Paddel-Athleten noch viel mehr Anhänger gewinnt. Und wenn sie so fleißig, zäh und tapfer weitertrainieren wie am Augsburger Eiskanal, dann werden die ersten Medaillen wohl bald um den Hals einer oder mehrerer indischer Wasser-Athleten hängen, wenn sie in der Zukunft mit erhobenen Armen freudig auf dem Siegertreppchen stehen.

Kanu-Slalom-Trainer Henrik Bettge erzählt vor den legendären Postern zu Olympia 1972 von seinen interessanten Erlebnissen mit Kanu-Sportlern aus Indien.


Auf dem Foto ist das indische Kanu-Slalom-Team mit Trainer Hendrik Bettge am Augsburger Eiskanal zu sehen: Prince Parmar, Dhamendra Vermar, Kuldeep Singh Keer, Dheray Keer, Ganeshvri Dhurwe, Virenda Batham, Vishvjeet Kushwaha,  Aarti Pandey und Champa Mourya. Rechts der Kanu-Sportler befinden sich der Team-Leader und der Verbands-Manager.


ICF Welt-Cup im Kanu-Slalom
23.-25. Juni, Augsburg Eiskanal
internatioanl canoe federation / Deutscher Kanu Verband / Kanu Schwaben Augsburg

Auf der 308 Meter langen Kanuslalom-Strecke kämpfen dieses Jahr auf dem Eiskanal immerhin 36 Nationen mit 280 Teilnehmern um den World-Cup-Sieg in Augsburg.

Die Fakten des berühmten Eiskanals: Gefälle 4 Meter, Breite 10-12 Meter, Tiefe 40-120 cm , Schwierigkeitsgrad III-IV. Erstmalig als ICF Weltcup der Boater Cross Wettbewerb = CSLX Competition mit bekannten Sportlern am Start.

Was kostet der Eintritt?
Am Donnerstag 22.06.'17 ist zur Eröffnungsfeier (Beginn 17.00 Uhr) sowie am Freitag zu den einzelnen Qualifikationsrennen der Eintritt frei.

Am Samstag 24.06. und Sonntag 25.06.'17 zu den Semifinal- und den Finalläufen kostet die Tageskarte 9,00 Euro - ermäßigt für Rentner, Studenten und Schwerbehinderte 5,00 Euro. 
Kinder bis 14 Jahre sind frei.

Zeitplan
Die Qualifikationsrennen am Freitag starten um 9 Uhr. Samstag und Sonntag beginnen die Semifinale um 9.50 Uhr bzw. 10.10 Uhr. Siegerehrung ist am Samstag sowie Sonntag um 15.00 Uhr. 

Nach der offiziellen Siegerehrung finden die ICF Weltcup Boater Cross Wettbewerbe statt, jeweils um 16.15 Uhr ist der Beginn der Zeitläufe K 1 Herren und Damen im Boater Cross (CSLX). Samstag 1/8 Finale und am Sonntag ¼ Finale, ½ Finale und Finale.
Auf dem Werbeplakat ist dieses Mal eine bekannte Augsburger Kanu-Sportlerin im Wasser zu sehen: Melanie Pfeifer.

Weitere Informationen dazu bei Sport in Augsburg.








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