Der Augsburger Logo-Wahn

Kommentar von H. Audrein

Der Augsburger Logo-Wahn


In Augsburg geht der Logo-Wahn um. Vor ein paar Tagen stellte der kommende Theater-Intendant André Bücker das neue Logo (früher: Firmen-, Vereins-, Markenzeichen) für das Augsburger Stadttheater vor. Eigentlich zwei: Eine umgedrehte Zirbelnuss aus Wörtern mit einer Krone drüber und eine Ananas. Bücker: "Das find ich doch irgendwie schön, das hat doch wirklich Ausstrahlung." Bückers Witz vom sehtestähnlichen Logo, war gar nicht so blöd: Was werden wir im Theater sehen, das er schon mal symbolisch auf den Kopf gestellt hat? Wird Bücker seinem Spitznamen "Sprengmeister" gerecht? Wird sein Programm alle Grenzen und Tabus sprengen? Oder muss er auch einem demütigen Rückzieher machen, wenn der Kirche oder dem OB oder sonstwem was im Theater nicht gefällt? Werden mit den neuen Logos wenigstens die viel beklagten Arbeitsstätten der Theater-Mitarbeiter menschenwürdiger? Vielleicht – wenn sie zum Frühstück immer eine Ananas bekommen. 
Im Hintergrund das neue Bücker-Theater-Logo.
Eine Zirbelnuss aus Worten, auf den Kopf gestellt, der Sockel wurde zur Krone.
Das Werk einer Berliner Werbe-Agentur.

Wie sahen eigentlich die Logos bei den Vorgängern Rudolf Stromberg, Helge Thoma, Peter Baumgardt, Ulrich Peters und Juliane Votteler aus? Hatten die welche? Dass neue Bücker-Theater-Logo wird nach seinem Weggang verschwinden. Es wird nach ihm wohl zur teuren Sitte, dass jeder Intendant nicht nur seine eigene Truppe mitbringt sondern auch ein neues Logo machen lässt.

Einige Tage vor dem neuen Bücher-Theater-Logo überraschte uns Dr. Dominik Hoppe, der neue Chef der Augsburger Wohnungsbaugesellschaft, kurz WBG, mit einem neuen Logo und einem neuen Namen für sein Unternehmen, das der Stadt Augsburg gehört: Wohnbaugruppe. Und Hoppe will auch nicht mehr Wohnungen für sozial schwache Augsbürger bauen. Eine Beleidigung aller vorher tätigen WBG-Chefs, denen es durchaus ein Anliegen war für sozial schwache Bürger dieser Stadt bezahlbaren Wohnraum zu bauen. 

Altes WBG-Logo mit Zirbelnuss.


Neues WBG-Logo ohne Zirbelnuss.

Hoppe, der sich als Hobby-Schlagersänger auch in der Showbranche auskennt, hat das dortige Motto übernommen: Wichtig ist der Schein, nicht das Sein! Er will jetzt in den gehobenen Wohnungsmarkt einsteigen. Womöglich die Augsburger Immobilien-Gigant Patrizia überflügeln? Die jetzige Stadtregierung scheint vom Größenwahn infiziert zu sein. Nicht nur beim Schuldenmachen der ärmsten Großstadt Bayerns. Kommen mit der neuen Hoppe-Hoppe-Reiter-WBG jetzt endlich die Luxuswohnungen für die wohlhabenden Münchner in Augsburg? Vielleicht am schöne Waldrand bei Wellenburg, dort wo Fugger, blonde Verlegerin und OB mit oder ohne Hund spazieren gehen, dort, wo Melcers alte Möbelfabrik als Baugrund Millionen einbringen könnte?

Früher gabs mal bei der Stadt Augsburg einen sogenannten „Zirbelnuss-Beauftragten“. Der hat schon schwer gejammert als die Stadtwerke Augsburg die Zirbelnuss zum blauen Wassertropfen mutieren ließen. Inzwischen dürfte er sich in einer Nervenklinik befinden oder hat sich schon eine Zirbelnuss durch den Kopf gejagt?
In Augsburg sitzen die Werbefritzen auf dem Regierungs-Thron.

Augsburger Zirbelnuss hat sich in ein grelles Damenbinden-Logo verwandelt.


Über solche Logo-Aufträge freut sich natürlich jede Werbe-Agentur. Solche Logos sollen zwischen 10.000- 100.000 Euro kosten. Freut sich auch der normale Bürger darüber? Nein, der freut sich nur über verbesserte Angebote. Wird der Service optimaler? Werden die Preise niedriger? Es ist wahrlich spannend zu sehen, wie man mit der Augsburger Vergangenheit die Welt auf sich aufmerksam macht, aktuell aber das Stadtbild durch eine moderne Werbeflut zwar bunter, ja greller, aber auch viel nichtssagender wird. Da freut es uns schon mächtig, dass der FCA immer noch brav die alte gute Zirbelnuss verwendet.

Das historische Stadt-Logo in Rot-Grün-Weiß hat ausgedient.
Die Stadt-Tradition landet im Papierkorb der Werbeagentur.

Augsburg-Logos.

Schon einige Jahre altes und hässliches Logo für Augsburg, aber immerhin noch in den tradtionellen Stadtfarben.


Die Homepage der Stadt Augsburg wurde in ein Kaleidoskop verwandelt, bei der sich der Kopf des Betrachters mit durchgeschüttelter Information zu einer Wirbelnuss wird. 

Haben eigentlich die Stadtbücherei, der Zoo, der Botanische Garten, die Museen, das Mozarthaus, das Brechthaus, die Bäder, die Kongresshalle und die Müllabfuhr ein eigenes Logo? Jedenfalls keines, das wir uns merken konnten, auch wenn wir schon viele Jahre in dieser Stadt leben. Was uns sagt: So wichtig ist ein Logo auch wieder nicht. Hauptsache der Laden läuft, oder?

Inzwischen bekommt man den Eindruck nicht mehr los, dass Augsburg eher von einer Werbeagentur regiert wird, als von einem Stadtrat mit Referenten und Bürgermeistern. Die könnte man ja dafür entlassen und das Geld für die Werbeagentur hernehmen, das wäre doch gerecht. Logo?

Wenn die bunten Fahnen wehen: flotter Hoppe und OB Gribl vor weißblauem WBG-Logo mit der die erfolgreiche bisherige WBG-Vergangenheit verdrängt werden soll. Damit wird auch ex-WBG-Chef Edgar Mathe und der soziale Wohnungsbau ins Reich der Vergessenheit verbannt. Mathe wurde noch von ex-SPD-OB Breuer eingestellt. 
Das bayerische CSU-Blau beherrscht das Augsburger Rathaus.

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